3/6/2018 0 Comments Terror 5 - Diese Nacht Überlebt Keiner... ansehen Deutsch mit deutschen Untertiteln 1280Ibrahim Arslan hat 1992 den Brandanschlag von Mölln überlebt. Er diskutierte jetzt im Heriburg-Gymnasium mit Pädagogikkursen die Ursachen und Folgen rechter Gewalt. Der Junge, der überlebt hat, ist heute ein Mann. Ein türkischstämmiger Deutscher, der als Opfer rechter Gewalt kein Blatt vor den Mund nimmt und Forderungen stellt. Das Heriburg-Gymnasium hat ihn nach Coesfeld eingeladen. Erstmals spricht er in einer Schule als „Zeitzeuge“ zur jüngsten deutschen Vergangenheit. Ibrahim Arslan war sieben, als am 23. November 1992 das Haus der Familie in Mölln von den Brandstiftern Michael P. Eine Nacht voller Terror liegt vor Maria. Der das Anwesen betritt, muss um sein Leben bangen. Wer überlebt das Schlaraffenhaus? Mit Molotowcocktails angezündet wurde. Eng an den Kühlschrank in der Küche gekauert, wird Ibrahim von der Feuerwehr gerettet – für seine Oma Bahide (51), Cousine Ayse (14) und seine Schwester Yeliz (10) kommt jede Hilfe zu spät. Noch in der Tatnacht 1992 rufen die Neonazis in Schleswig-Holstein selbst bei der Polizei an: „Wir haben ein Haus in der Mühlenstraße angezündet. Heil Hitler!“ Dennoch kursieren in Mölln Gerüchte, Ibrahims Vater Faruk hätte seine Familie in der Wohnung eingesperrt und dann das Haus angezündet. „Diese Umkehrung von Täter- und Opferperspektive ist keine Erfindung des NSU-Terrors“, sagt Ibrahim Arslan. Es sei ein gesellschaftlicher „Reflex“, der bei Übergriffen mit rechtsextremen Motiven oft auftrete. „Auch in Köln ermittelte die Polizei erst in die falsche Richtung.“ Die Täter von Mölln wurden später zu langen Haftstrafen verurteilt, sind aber längst wieder auf freiem Fuß. Die Opfer sind weiter gefangen in ihrer Geschichte. „Ich bin eines der Opfer“, betont Arslan. „Aber ich kann nicht länger schweigen vor Scham.“ Deshalb ist er der Einladung des Heriburg-Gymnasiums gefolgt. Er spricht mit den Schülern und Schülerinnen der beiden Leistungskurse Pädagogik unter Leitung von Monika Bulla. Horst Wiechers, Sprecher des parteiübergreifenden Netzwerks „Gegen Vergessen – Für Demokratie“ im Münsterland, und Stefan Querl, stellvertretender Leiter der Villa ten Hompel in Münster unterstützen dieses Forum gegen Fremdenhass. Christian Krahl, der Schulleiter des Heriburg-Gymnasiums, und Hermann Rosen, sein Stellvertreter, begrüßten den Gast. Benjamin Rensch vom Team in der Villa ten Hompel moderierte die Veranstaltung. Die Diskussion mit Ibrahim Arslan hinterließ bei allen Schülern und Schülerinnen einen tiefen Eindruck. Manchmal, wenn Ibrahim über die Geschehnisse der Nacht damals redet, muss er laut husten. Das dumpfe, trockene Geräusch aus seiner Kehle ist eine der Folgen seiner Traumatisierung. Seine Frau, seine zwei Söhne, er selbst – alle haben sich daran gewöhnt. Je näher in jedem Herbst der Jahrestag des Anschlags rückt, desto heftiger wird es. „Wir sind die Hauptzeugen. Es ist unsere Geschichte.“ Und die offen zu erzählen, fällt ihm nicht leicht. Sie zu verdrängen, sei aber keine Option, so Arslan, im Gegenteil. „Wenn wir unsere eigene Geschichte vergessen, spricht irgendwann keiner mehr darüber“, mahnt er die Heriburg-Kurse sehr eindringlich. „Das darf niemals geschehen. Nie.“ Nach Ostern werden die Schüler und Schülerinnen zu ihren Abiturprüfungen antreten. Vor dem Abschied aus dem Unterrichtsalltag nahmen sie sich bewusst Zeit für eine Reflexion und für diese Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus und den Folgen. Text: Willi Haentjes (unter Zuarbeit von Stefan Querl). Fotos: Villa ten Hompel, Stefan Querl.
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